Was ich in den letzten sieben Stunden gesehen habe

Ich sah zehntausende Menschen einen Armeestützpunkt in Brand stecken, den sie einen Monat lang blockiert hatten, sie drangen ein, entwaffneten dreihundert Soldaten und brachten die Waffen zum Majdan. Die mussten nicht mehr ausrücken.

Ich sah ein meterhohes Feuer vor der Staatsanwaltschaft, der Schewtschenko-Prospekt war übersät mit aus den Fenstern geworfenen Anklageschriften.

Ich sah, wie vor der verbarrikadierten Lemberger Zentralverwaltung des Innenministeriums Dokumente verbrannt wurden und der Oberbulle Rudjak ruhig dabei stand (Respekt!).

Ich sah umgekippte und demolierte Polizeiautos vor dem völlig zerstörten Revier auf der Martowytsch-Straße. Da haben sich welche ordentlich revanchiert.

Ich sah das besetzte Gebäude des Nationalen Sicherheitsdienstes. Sah ein Abhörgerät brennen. Das habe eine halbe Million Dollar gekostet, sagten mir die Leute schulterzuckend. Und noch so einiges mehr sah ich da drinnen.

Ich sah vom obersten Balkon des Frankiwsker Milizreviers die Leute unten, die „Ruhm der Ukraine“ riefen und Dokumente verbrannten. Ehrlich gesagt, finde ich es nicht so gut, dass sie alles verbrannt haben. Aber vielleicht hilft das, zumindest hier die Geschichte mit einem leeren Blatt neu zu beginnen.

Ich sah das Finanzamt, die Leitung hatte es kampflos übergeben und gebeten, die Einrichtung zu verschonen, aber die Aktivisten fanden es dort sowieso langweilig und zogen ab.

Ich sah das ausgebrannte Revier auf der Stryjskyj-Straße und Soldaten, die sich seelenruhig zu den Aktivisten gesellten, von ihnen Zigaretten schnorrten und darüber debattierten, wie es wohl weitergehen würde.

Ich sah reglose Typen an den Kontrollpunkten auf der Truskawezker und der Knjahynja-Olga-Straße, dort schlafen alle, und nebenan brennt der Militärstützpunkt.

Ich habe keine Ahnung, was morgen kommt und wie wir weiter leben werden, aber ich weiß genau, dass die Regierung des Janukowytsch-Regimes weg ist aus Lwiw, und das freut mich.

19. Februar 2014